in sevilla

 

fährt der turbo ins milde licht,

als wäre er eine waschmaschine

der 60er jahre u. immer knattern

der motorroller,

 

die straßen sind breit u. eng,

um immer unvorhersehbar zu

sein u. sich nie im unendlichen

zu treffen, wie die eitlen  parallelen,

 

plaza espagna versuchte

vor fast hundert jahren

spanische historie zu beschwören,

den stolzen spanier zu zementieren,

eine erfindung aus der zeit der

armada, sevilla watscht diesen

anachronismus mit pferdekutschen-

rennen ab, das kluge, weitsichtige

sevilla,

 

der gestirnte himmel,

was macht er vor

in seiner unendlichkeit,

leuchtet noch, 

ist aber nicht mehr, 

ganz anders sevilla,

wo sich junge frauen

zur neuen armada formieren,

mit schönheit, eis u. 

optimierten wimpern,

kleinfüßig in sneakers aus china,

 

in sevilla, wo der frühling

mild niederfällt u. jeden 

rauchen lässt ohne

demarkationslinie, dicke autos

sich in enge gassen drücken u.

dabei erregt sind, wo man lässig

noch orangen im hinterhof zeigt

zur nachtschlafenden zeit, 

 

nicht aber in sevilla, 

etwas gequäke 

von einer monströsen kirche,

leer und steinern, 

das arabische

nur noch als gekacheltes andenken

ausgestellt, vor jahrhunderten eine

kultur weggeschossen 

in eine deprimation

aus wüste und öl, 

 

nicht aber in sevilla,

wo ein monolith, 

ein plastikstuhl,

im hinterhof knackt u.

keine ruhe gibt, während 

resilienz in sich ruht u.

european female in

zerrissenen designer-jeans

von einer revolution weiß,

 

sevilla aber noch mehr,

selbstverständlich, 

das kluge u. erhabene

 

sevilla. 

 

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damals, im süden

 

blaue tonnen, von

weiß geblendet,

sonnendraht,

wassernetz.

 

kalksteine

ohne zahl,

weiter in

staubigen schuhen.

 

versprechen von

seetang,

benetzung der haut.

 

strenge archäologie,

gesang zwischen

den sonnenständen.

 

gleiten über die

vorhaben der zeit,

alles, was keinen

namen mehr trägt.

 

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tatort

 

nicht tatort gesehen,

nicht gemeinsam,

nicht alleine,

in keine geschichte gefallen u.

in keine wirklichkeit,

nicht gefahrlos gegruselt u.

delektiert an der schlechtigkeit,

den misständen überall,

nicht im wohligen gekuschelt,

auch nicht zur tür heraus u.

den nächstbesten 

in ein gespräch verwickelt,

carpe diem geflüstert,

überlegt und gewartet,

dass sich alles auflöst

in licht u. farbe,

bei vollem

körpererhalt u.

etwas freiheit.

 

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jamaika

 

jamaika wird kommen, 

falls es gewollt ist.

 

vom

fernseh-sessel 

aus müssen die 

gegensätzlichen gesichter 

nur vereinigt werden

 

zu

einem 

großen amt, 

im dienste der nutzbarkeit.

 

politik heißt sehr viel,

von der zeit her u.

den ganzen

gestaltungsräumen.

 

das ist immer wieder

faszinierend.

 

unterbrechen sie mich

bitte nicht.

 

spaßbäder, feinstaub,

rocketman, zuwandertag.

 

was heißt denn

jamaika

für sie,

hängematte,

kiffen,

reggae.

 

geschnürter

mund,

langstrecken-rhetorik.

 

mir werden sie 

so nicht

jamaika

machen.

 

das bin ich

meinen hosen

schuldig.

 

da soll sich 

der wähler

selbst

ein bild machen.

 

übrigens auch

die kleinen

leute.

 

das ist schließlich 

unsere 

verantwortung.

 

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